Welche Faktoren beeinflussen unsere Leistung im Sport? Und welche Rolle spielt das Geschlecht dabei? Diplom-Sportwissenschaftler Mario Habersack verrät es uns.


Andreas
Das Stadion ist voll – doch die Stille ist beängstigend! Ihre Köpfe sind gesenkt, die sehnigen Körper angespannt. Und dann ist es endlich so weit: Der alles erlösende Schuss knallt durchs Stadion. Sie sprinten los, die schnellsten Männer der Welt. Ihre Körper arbeiten wie Maschinen! Sie sind so schnell, dass der Sprint schon nach wenigen Sekunden vorbei ist. Der Sieger steht fest. Die Menge tobt, jubelt und feiert.

Es ist eine Situation von vielen und eine, die Fragen aufwirft. Nämlich: Warum treten im Leistungssport eigentlich nur Männer gegen Männer und Frauen gegen Frauen an? Wieso werden die Geschlechter getrennt? Sind Frauen etwa schlechter als Männer? Und vor allem: Was bedeutet das für uns Hobbysportler? Wir haben beim Diplom-Sportwissenschaftler Mario Habersack nachgefragt. 

Leistungssport: Warum treten Frauen nicht gegen Männer an?

„Weil es unfair wäre“, bringt es der Sportexperte auf den Punkt. Denn obwohl sich die Körper von Frauen und Männern ziemlich ähnlich sind, gibt es doch große Unterschiede. Frauen sind kleiner, wodurch auch ihre Atemwege, das Herz und die Lunge nicht so groß sind wie die eines Mannes. Die Folge: Ihr Herz muss mit einer höheren Frequenz pumpen, um die gleiche Menge Blut mit Sauerstoff in die Muskelzellen zu transportieren. „Hinzu kommt, dass sie auch weniger Muskeln und mehr Körperfett haben“, weiß Mario Habersack.

Insbesondere im Kraftsport punkten Männer mit einer zehn bis zwanzig Prozent höheren Leistung als Frauen. Aber ist das in allen Sportarten so? Nein! Im Ultramarathon über 100 Kilometer beispielsweise profitieren Frauen davon, dass sie auf längeren Distanzen besser Fett verbrennen können. Der Unterschied zwischen den Geschlechtern schrumpft hier auf schlappe sechs Prozent.

Spielt WIRKLICH nur das Geschlecht eine Rolle?

Nun gut, Frauen sind also in der Regel kleiner, haben weniger Muskeln und etwas mehr Fett auf den Rippen als Männer. Doch wir alle wissen auch: Es gibt immer Ausnahmen! Wie sähe es also aus, wenn eine Frau viel größer wäre als ein Mann und auch mehr Muskeln als er hätte – könnte sie den Mann beim 200-Meter-Sprint abhängen? Oder beeinflussen noch ganz andere Dinge die Leistung? „Das ist eine spannende Frage“, lacht Mario Habersack und erklärt sachlich weiter: „Fakt ist, dass nicht nur das Geschlecht eine Rolle spielt, sondern auch ganz andere Faktoren. Im Sprintbereich sind zum Beispiel die Schrittlänge und Schrittfrequenz entscheidend. Also ja, um das Gedankenspiel zu Ende zu bringen: Eine Frau mit langen Beinen könnte einen Mann mit kurzen Beinen schlagen.“

Und welche Bedeutung haben die körperlichen Unterschiede für uns Hobbysportler?

Aber was bedeuten die körperlichen Unterschiede nun für Pärchen, die zusammen Sport treiben wollen? Etwa, dass Frauen nicht mit ihren Männern zusammen trainieren sollten? „Nein! Für Frauen und Männer gelten die gleichen Trainingsprinzipien. Bedeutet: Wie jemand trainieren sollte, hängt nicht vom Geschlecht, sondern vom Ziel ab. Wer beispielsweise Muskeln aufbauen will, muss natürlich anders trainieren als jemand, der ausdauernder oder beweglicher werden will“, weiß Habersack.

Unterm Strich bedeutet das also: Das Geschlecht spielt für das Training von uns Hobbysportlern kaum eine Rolle. Aber dafür gibt es einen großen Unterschied in der Ernährung von Frauen und Männern!

Der große Unterschied in der Ernährung von Männern und Frauen

„Da Männer von Natur aus mehr Muskeln und weniger Fett haben, brauchen sie ungefähr 500 Kalorien mehr am Tag. Sie können also mehr essen als Frauen – und das, ohne zuzunehmen. Aber wie die optimale Ernährung genau aussieht, hängt ebenfalls vor allem vom Trainingsziel ab“ sagt Habersack.

Und wie sieht es mit der Regeneration aus?

Hier dürften Pärchen, die zusammen trainieren, tatsächlich einen Unterschied feststellen. „Denn Frauen verbrennen beim Ausdauersport eher Fett. Männer hingegen mehr Kohlenhydrate. Die Folge: Ihr Laktatwert im Blut steigt, wodurch sie schneller müde werden und auch länger brauchen, um zu regenerieren.“ Heißt also: Frauen könnten hier die Nase vorn haben und länger durchpowern, sowie schneller regenerieren – vorausgesetzt, das Paar ist ähnlich sportlich!

Achtung! Einen Faktor sollten wir nicht vergessen

Damit nicht genug: Viele Frauen dürften noch einen weiteren Unterschied bemerken. Nämlich eine Schwankung in ihrer Leistungsfähigkeit, wenn sie ihre Periode bekommen: „In der Zeit verlieren sie Blut mit wichtigem Eisen. Viele sind in der Zeit müde und schlapp. Dazu kommen häufig Schlafprobleme oder Bauchkrämpfe, die ordentlich an der Leistungsfähigkeit zehren.“

Habersack rät Hobbysportlerinnen deshalb, den Zyklus beim Training zu berücksichtigen.

In Phase 1: Während der Periode sind die Östrogen- und Progesteronwerte am niedrigsten! Dadurch kann der Körper zur Energiegewinnung besser auf Zucker zurückgreifen. Die Folge: Frauen sind – wenn es ihnen gut geht – besonders gut im Ausdauersport!


In Phase 2: Nach der Periode erhöht sich der Östrogen- und Gestagenspiegel – die Power kommt zurück! Und es lohnt sich, gezielt Muskeln aufzubauen.

In Phase 3: In der Eisprung-Phase sind die Hormonwerte am höchsten, sodass Frauen eher zu Müdigkeit neigen und ihnen ein ruhigeres Training oder Stretching besonders guttun kann.


In Phase 4: Vor der Periode bekommen viele Frauen das Prämenstruelle Syndrom (PMS), das für Migräne, Müdigkeit und einen schwachen Kreislauf sorgen kann. In dieser Phase sind Frauen häufig am wenigsten fit. Super Sportarten sind zum Beispiel Yin Yoga oder Pilates. Bewegung verringert nämlich das PMS und gleicht den Hormonhaushalt wieder an, wodurch das Herz-Kreislaufsystem angeregt wird und Giftstoffe besser ausgeschwitzt werden können.

Soweit die Wissenschaft. Aber natürlich ist jede Frau anders und darf selbst entscheiden, welches Training ihr gerade besonders viel Spaß machen und guttun könnte.

Das große ABER: Wer nicht gesund ist, kann auch nicht Gas geben!

Auch in puncto Gesundheit gibt es einen Unterschied zwischen Männern und Frauen. Beispiel gefällig? Die häufigsten Erkrankungen bei Frauen sind Brustkrebs- und Gebärmutterhalskrebs. Damit sie also so lange wie möglich fit und gesund bleiben, helfen vor allem: die richtigen Vorsorge-Untersuchungen! Denn mit diesen werden die Erkrankungen schon im Frühstadium entdeckt und haben eine gute Chance auf Heilung.

Bei den Männern sieht es anders aus. Bei ihnen ist Prostatakrebs ein Thema, das sie auf gar keinen Fall ignorieren sollten. In ihrem Terminkalender sollten deshalb die so wichtigen Vorsorgeuntersuchungen stehen. Und das ohne Ausnahme! Für Männer lohnt sich das allemal, weil sie so bis ins hohe Alter Vollgas geben können und die Krankenkassen wie die DAK-Gesundheit die Kosten für einen jährlichen Check-up erstatten.

Das Fazit

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass die Körper von Männern und Frauen nicht gleich sind und deshalb auch nicht im Leistungssport miteinander verglichen werden sollten. Denn das wäre vor allem eines: unfair!

Die Unterschiede sind jedoch nur für Leistungssportler und Leistungssportlerinnen relevant.

Also liebe Hobbysportler und Hobbysportlerinnen: Ihr dürft auch weiterhin zusammen schwitzen!
Bleiben Sie gesund! 

Photo by GRAHAM MANSFIELD on Unsplash

Quelle: https://www.fitbook.de/fitness/brandstory-geschlecht-im-sport